Professor Dr. Florian Steger stellt das Projekt „Gesundheitswesen als öffentlicher Raum: Soziale Integration und soziale Vielfalt im Kontext des Zugangs zur Gesundheitsversorgung in Europa“ im Rahmenprogramm Geistes- und Sozialwissenschaften des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vor.
Der vollständige Text des Interviews kann hier abgerufen werden.
Dr. Ali Kemal Gün: Interkulturelle Öffnung in Gesundheitsbezogenen Diensten am Beispiel der LVR-Klinik Köln
Dr. Ali Kemal Gün widmete sich in seinem Vortrag dem Thema der interkulturellen Kompetenz im Gesundheitswesen in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der Aktivitäten der LVR-Klinik Köln.
In Anbetracht der demographischen Entwicklung in Deutschland ist interkulturelle Öffnung der Angebotsstrukturen eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft und eine zeitgerechte Notwendigkeit.
Interkulturelle Öffnung ist ein bewusst gestalteter Prozess, der den Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Ethnien und Religionen einen gleichberechtigten Zugang zu den bereitgestellten Versorgungsleistungen ermöglicht und für eine gleichwertige Qualität in Beratung, Betreuung und Behandlung sorgt.
Um die Inanspruchnahme effizient gestalten und Zugangsbarrieren zu den Regeldiensten abbauen zu können, muss die Interkulturelle Öffnung konsequent, unmissverständlich und bewusst betrieben und gefördert werden. Sonst ist es weder möglich, die Zugangsbarrieren zu diesen Diensten zu senken, noch die interkulturelle Kompetenz des Fachpersonals zu verbessern. Daher muss interkulturelle Öffnung zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Organisationskultur werden und einen umfassenden strategischen Ansatz beinhalten.
Professor Goran Arbanas, PhD, MD: Geschlecht, Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle, sexuelle Orientierung - Bedeutung der Begriffe
Iva Žegura, M.Sc. spec. psych.: Ein Ansatz für die Arbeit mit Transgender-Personen aus der Sicht eines klinischen Psychologen
Die öffentlichen Vorträge wurden am Donnerstag, den 16. Dezember 2021, von 13:00 bis 15:30 Uhr über die Zoom-Plattform gehalten.
Etwa 250 Mitarbeiter des Gesundheitswesens und andere Experten des Gesundheitssystems, der Sozialfürsorge und von Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich für den Schutz der Rechte von LGBTIQ+-Personen einsetzen, sowie andere interessierte Bürger nahmen daran teil. Assistenzprofessor Goran Arbanas, PhD, MD, sprach über die Konzepte von Geschlecht, Geschlechtsidentität, Geschlechtsrolle und sexueller Orientierung sowie über die Unterschiede in der Bedeutung dieser Konzepte und erläuterte sie aus medizinischer Sicht. Sein interessanter und visuell teils provokanter Vortrag regte die Vortragsteilnehmer dazu an, eine Reihe von Fragen zu stellen.
Iva Žegura, M.Sc. spec. psych., konzentrierte sich auf die Transgender-Population und brachte den Zuhörern die Konzepte des Transgenderismus, der Geschlechtsumwandlung, des Minderheitenstresses und des affirmativen Ansatzes, der Geschlechtsdysphorie, des multikulturellen Ansatzes usw. näher. Sie stellte die Pflegestandards der World Professional Organization for Transgender Health und die Leitlinien der European Professional Association for Transgender Health vor. Die Fragen der Teilnehmer zeigten ein großes Interesse an diesem Thema sowie den Bedarf an zusätzlicher Ausbildung für eine bessere, interdisziplinäre Praxis der Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen.
Robert Doričić, PhD, nahm an der ersten MUNA (Mediterranean and Middle East University Network Agreement) Summer School (online) teil, die von der Universität Federico II Neapel, Italien, organisiert wurde.
Er präsentierte einige der Ergebnisse des Forschungsprojekts „Healthare as a Public Space: Social Integration and Social Diversity in the Context of Access to Healthcare in Europe”. In seinem Vortrag „Zugang zur Gesundheitsversorgung für gefährdete Gruppen: Kroatiens Perspektive" konzentrierte er sich auf die Frage der (Nicht-)Diskriminierung von Einzelpersonen beim Zugang zur Gesundheitsversorgung für Angehörige gefährdeter Gruppen in der kroatischen Gesellschaft.
Prof. Dr. Mojca Ramšak: Das Gesundheitswesen als öffentlicher Raum: Die Erforschung neuer digitaler Welten. Herausforderungen der Feldforschung in Zeiten der Pandemie.
Assist. Prof. Dr. Erika Zelko: Roma in Prekmurje zehn Jahre später
Die Gesundheitssysteme werden weltweit immer komplexer, so dass funktionierende Gesundheitssysteme, die qualitativ hochwertige Dienstleistungen anbieten, zu den Prioritäten der Regierungen gehören. Zehn Jahre nach der ersten Studie haben wir Roma-Vertreter gebeten, ihre Einstellung zum Gesundheitssystem zu ermitteln und einzuschätzen, wie schwierig das System für sie heute ist. Wir führten 23 Telefoninterviews mit Roma-Vertretern und ermittelten fünf logische Kategorien, die die Einstellung der Roma zur Gesundheit, ihre Zufriedenheit, Probleme und Aussichten sowie das Funktionieren des Gesundheitssystems auf lokaler Ebene erklären. Diese sind: Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem, persönliche Gesundheitsversorgung, Beziehung zwischen Patient und Arzt, Hindernisse beim Zugang zum Gesundheitssystem und kulturelle Sensibilität. Die Roma sind Teil des gesellschaftlichen Wandels und haben auch die Anpassung des Gesundheitssystems in Zeiten der Epidemien miterlebt. In den meisten Fällen sind sie mit den Veränderungen sehr zufrieden und kommen gut mit den Herausforderungen des Gesundheitssystems zurecht, aber sie erkennen auch neue Hindernisse, mit denen sie konfrontiert werden, wie z. B. die geringe Gesundheitskompetenz und die Notwendigkeit der Einbeziehung von Roma-Vermittlern. Dr. Zelko wird die Ergebnisse des Forschungsprojekts und der Roma-Gemeinschaft in Prekmurje vorstellen.
Dr. med Ines Gumilar (Spezialistin für Familienmedizin, Gornja Radgona Public Health Center): 'Pro Bono' Kliniken in Slowenien.
Gesetzliche Regulierungen zur Diversität im Gesundheitswesen in europäischen Ländern: Herausforderungen für die nationale Gesetzgebung
Künstliche Intelligenz und Anwendungen mobiler Geräte im Gesundheitswesen – Chancen für den Zugang zur Gesundheitsversorgung in einer diversen Gesellschaft
Die Entwicklungen im Bereich der elektronischen Gesundheitsdienste bieten verschiedene Möglichkeiten für die Gesundheitsversorgung, beispielsweise die Sicherung und Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen ist jedoch keine Vision für die Zukunft, sondern wird bereits in der täglichen Praxis eingesetzt. Ziel des Workshops war es aufzuzeigen, wie künstliche Intelligenz und mobile-device-Anwendungen in der Gesundheitsversorgung eingesetzt werden, welche Projekte geplant werden und welche Möglichkeiten dies für den Zugang zum Gesundheitswesen in einer diversen Gesellschaft bedeuten kann. Experten aus verschiedenen Bereichen wie Psychotherapie, Informationstechnologie und Geriatrie haben Anwendungen und Möglichkeiten aufgezeigt, aber auch ethische Fragen aufgeworfen.
Prof. Magdalena Środa, PhD (Universität Warschau): Gesundheit - für alle zugänglich?
Das Recht auf Gesundheitsschutz ist ein Menschenrecht. Die Verfassung der Republik Polen garantiert allen Bürgern „einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsdiensten, die aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, und zwar unabhängig von ihrer materiellen Situation.“ Diesbezüglich wird Gleichheit durch EU-Vorschriften geschützt. In der Praxis sind Frauen, Vertreter sexueller, religiöser und kultureller Minderheiten sowie Migranten im Umgang mit Gesundheitseinrichtungen nach wie vor Ungleichbehandlung und Diskriminierung ausgesetzt. Während des öffentlichen Vortrags sprach Prof. Magdalena Środa von der Universität Warschau über Formen von Diskriminierung beim Zugang zur Gesundheitsversorgung. Im Anschluss an den Vortrag fand eine Diskussionsrunde statt, an der Prof. Paweł Łuków, Dr. Katarzyna Bielińska, und Anna Chowaniec, MA, teilnahmen.
Gesundheitsversorgung als öffentlicher Raum: Soziale Integration und soziale Vielfalt im Kontext des Zugangs zur Gesundheitsversorgung in Europa
Prof. Dr. (TR) Dr. phil. et med habil. İlhan İlkiliç (Lehrstuhl für Geschichte der Medizin und Ethik, Medizinische Fakultät Istanbul, Istanbul / Capa, Türkei): Ethische Fragen der Interkulturalität im Gesundheitswesen.
In multikulturellen Gesellschaften sind Begegnungen zwischen Ärzten und Patienten mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund alltäglich. Je nach kulturellem Verständnis kann es daher zu unterschiedlichen Einschätzungen des Krankheitswerts eines bestimmten Zustands, des Leidensgrades und des therapeutischen Ziels kommen. Interkulturelle Arzt-Patient-Konflikte, die sich aus unterschiedlichen Wertesystemen ergeben, denen die Akteure sich anschließen, decken ein breites Spektrum ab, das je nach Fragestellung unterschiedliche Probleme und Komplexitäten aufweist. Die Vorlesung erläuterte Kommunikationsbarrieren, kulturelle Praktiken und moralische Vielfalt im interkulturellen Umfeld im Hinblick auf ihre ethischen Implikationen, reflektierte die interkulturelle Arzt-Patient-Beziehung und analysierte einige ethische Konzepte, die dazu beitragen könnten, unsere medizinisch-ethischen Entscheidungen in einer wertpluralistischen Gesellschaft zu legitimieren.
Gesundheitswesen als öffentlicher Raum: Soziale Integration und soziale Vielfalt im Kontext des Zugangs zur Gesundheitsversorgung in Europa
Organisation: Prof. Zvonka Zupanič-Slavec, MD, PhD, und Prof. Mojca Ramšak, PhD, Institut für Geschichte der Medizin, Universität Ljubljana, Slowenien